Grünlaubsänger: Ein kleiner Vogel belebt Göttingen-Weende

Am 4. Juni 2018 gegen 6:55 Uhr, kurz vor Aufbruch zu einer Mitfahrgelegenheit am anderen Ende von Göttingen, wurde Alexander Sührig in seiner Wohnung durch die auf Kipp stehende Balkontür auf einen sich nicht sofort erschließenden Gesang aufmerksam, der nach längerem Anhören und Sichtung des Vogels – der Beobachter befand sich jetzt auf dem Balkon – als Gesang eines Grünlaubsängers (Phylloscopus trochiloides) identifiziert werden konnte. Der Vogel hielt sich in Koniferen im unmittelbaren Nahbereich des Hauses Uferweg 4 auf und entzog sich zunächst weiteren Wahrnehmungen. Weil AS unter Termindruck stand, wurde die Beobachtung gegen 7:02 Uhr abgebrochen, nachdem der zuletzt exponiert in einer Fichte singende Vogel (singenderweise) von weiterlesen Grünlaubsänger: Ein kleiner Vogel belebt Göttingen-Weende

Birdrace 2018 in NOM und GÖ: Rekordverdächtiges und Ernüchterndes

Um es gleich vorweg zu nehmen: Die Artenzahlen waren es nicht, die den diesjährigen regionalen Durchlauf des bundesweiten Birdrace zu einem außergewöhnlichen Ereignis gemacht haben. Ein seit mehreren Tagen stabiles Hochdruckgebiet sorgte am 5. Mai nicht nur zwischen Solling, Harz und Kaufunger Wald dafür, dass Durchzügler Richtung Nordost abgezogen waren oder erst gar keinen Stopp machten und die Artenlisten der Teams in akribischer Fleißarbeit überwiegend mit den regionalen Brutvögeln gefüllt werden mussten. Viel bemerkenswerter war aus regionaler Sicht die Beteiligung von insgesamt neun Teams in den Landkreisen Göttingen und Northeim – so viele waren es noch nie. Sowohl die Zusammensetzung der Teams als auch die Herangehensweise beim Rennen weiterlesen Birdrace 2018 in NOM und GÖ: Rekordverdächtiges und Ernüchterndes

Der Vogelwinter 2017/18 in Süd-Niedersachsen: So weit die Flügel tragen – Besuch aus der Taiga

Im Dezember 2017 und Januar 2018 war es dunkel, sehr dunkel. Und sehr, sehr nass. Nur ganz selten riss, zwischen zwei Regengüssen, das dichte Gewölk auf. Dann klammerten sich blasse Kleinkinder in Panik an ihre Eltern, weil sie plötzlich von einem Feuerball geblendet wurden. Gerüchten zufolge soll es sich dabei um ein Gestirn namens ” Sonne” gehandelt haben. Im Dezember schien sie nur 16 Stunden, im Januar war es ähnlich. Damit wurde der extrem trübe Winter 2012/13 noch unterboten. Was tun? Eine bewährte Antwort auf monatelange Dunkelheit kommt aus Finnland. Sie wird dort “Kalsarikännit” genannt, auf Deutsch ungefähr “sich allein zu Hause in Unterhosen betrinken”. Vermutlich hat sie weiterlesen Der Vogelwinter 2017/18 in Süd-Niedersachsen: So weit die Flügel tragen – Besuch aus der Taiga

Späte Brutzeit und Wegzug 2017 in Süd-Niedersachsen: Wind und Regen ohne Ende

Das Wetter im Berichtszeitraum Juli – November gestaltete sich, nun ja, recht wechselhaft. Stabile Hochdrucklagen im Sommer: Fehlanzeige. Die Folge war ein extrem nasser Juli. So etwas ist in unseren Breiten nicht ungewöhnlich. In der letzten Dekade des Monats kam es jedoch besonders heftig: Das Tiefdruckgebiet „Alfred“, ein veritables Ekel, sorgte für tagelangen, unwetterartigen Dauerregen. Die Pegel der Leine und ihrer Nebenflüsse stiegen dramatisch. Nördlich des Harzes war auf großer Fläche Land unter. In Süd-Niedersachsen kam es nicht ganz so schlimm, doch mussten der Leinepolder Salzderhelden und der Seeanger zeitweise aufgestaut werden, um der Wassermassen Herr zu werden. Über Brutverluste in diesen Gebieten kann man nur spekulieren. Weil weiterlesen Späte Brutzeit und Wegzug 2017 in Süd-Niedersachsen: Wind und Regen ohne Ende

Der Star – Vogel des Jahres 2018 – in Süd-Niedersachsen: ein Allerweltsvogel auf der Roten Liste

Mit dem Star (Sturnus vulgaris) hat der NABU eine gute Wahl getroffen. Der Jahresvogel ist vielen Menschen bekannt, auch aus der unmittelbaren Nachbarschaft. Im Siedlungsbereich brütet er an Gebäuden und in Nistkästen. Schon im Vorfrühling liefert er vor dem Brutplatz eine beeindruckende Vorstellung. Der strukturreich perlende Gesang enthält viele Imitationen. Wachtel oder Pirol bereits Ende Februar? Nicht der Klimawandel, der Star macht’s möglich. Dabei schlägt der Vogel voller Hingabe rhythmisch mit den Flügeln. Das aus der Ferne einfarbig dunkel wirkende Gefieder irisiert in allen Farben. Lebensfreude pur! Verbreitung und Bestand Leider gestaltet sich das Dasein unseres Porträtvogels seit einiger Zeit alles andere als gedeihlich. Und das ist eher weiterlesen Der Star – Vogel des Jahres 2018 – in Süd-Niedersachsen: ein Allerweltsvogel auf der Roten Liste

Vögel, die auf Balken stehen

Wasser, sagt man, hat keine Balken. Aber stimmt das eigentlich? Am Göttinger Kiessee herrscht endlich Klarheit. Seit dem Frühjahr 2016 ist das Gewässer um eine Attraktion reicher. Nach einer Vereinbarung zwischen Naturschützern, Stadtverwaltung und Wassersportlern wurden Baumstämme zu Wasser gelassen und am Grund verankert. Sie dienen einerseits als „Wellenbrecher“ zum Schutz des Röhrichts an der Ost- und Südseite, an anderer Stelle als Barrieren, die das Umfahren der Vogelschutzinsel mit Booten verhindern sollen. Bei den Baumstämmen handelt es sich um die Reste der gefällten Robinien aus der Groner Straße im Stadtzentrum, die nach ihrer Sanierung in steriler Tristesse mit immer mehr Leerstand vor sich hin vegetiert. Die schrundige Oberfläche weiterlesen Vögel, die auf Balken stehen

Heimzug und Brutzeit 2017 in Süd-Niedersachsen – (fast) alles schon mal da gewesen?

Unter dem knapp 2000 Jahre alten, hier leicht veränderten Sinnspruch des weisen Rabbi Ben Akiba wird im Folgenden ein kleiner Einblick in das süd-niedersächsische Vogelleben gegeben. Wie immer gibt es neben vielen Schattenseiten auch ein paar Lichtblicke. Sie alle zu dokumentieren ist das nüchterne Metier seriöser Avifaunistik. Wohl dem, der sich heute noch, animiert von der beschaulichen Devise “Mach’ es wie die Sonnenuhr, zähl’ die heit’ren Stunden nur“, in die Natur begibt. Sich darüber zu erheben oder gar lustig zu machen, ist völlig verfehlt: Bisweilen muss auch der abgeklärteste Vogelkundler – etwa nach der Durchquerung einer mit monströsen Windrädern zugestellten, güllegesättigten Glyphosat-Wüstenei – zu Stimmungsaufhellern greifen, wenn er weiterlesen Heimzug und Brutzeit 2017 in Süd-Niedersachsen – (fast) alles schon mal da gewesen?

Das Birdrace 2017 in Süd-Niedersachsen

Die Regeln sind denkbar einfach: Ein Team, bestehend aus zwei bis fünf Personen, beobachtet und zählt auf dem Gebiet eines Landkreises an einem Kalendertag Vögel, oder genauer gesagt: Vogelarten. Gewertet werden darf jede Art, die von der Mehrzahl der Teammitglieder gesehen oder gehört und bestimmt wird. Seit 2004 organisiert der Dachverband deutscher Avifaunisten (DDA) dieses bundesweite Birdrace. Das Interesse daran nimmt seitdem beständig zu. Seit dem zweiten Jahr seines Bestehens findet das Spektakel unter süd-niedersächsischer Beteiligung statt. Mit den Spitzenplätzen in der Gesamtwertung haben die hiesigen Mannschaften aufgrund der geographischen Voraussetzungen nichts zu tun, das schmälert allerdings nicht den Enthusiasmus. Die “Göttinger Sozialbrachvögel” sind zumindest dem Namen nach weiterlesen Das Birdrace 2017 in Süd-Niedersachsen

Der Vogelwinter 2016/17 in Süd-Niedersachsen: zeitweise kalt und meistens ruhig

Das Winterwetter war geprägt von einem eisigen Januar, der ca. 2°C kälter ausfiel als im Mittel. In den Niederungen fiel jedoch nur wenig Schnee. Die Stillgewässer waren über Wochen zugefroren. Nur der Northeimer Freizeitsee wies einen eisfreien Bereich von nennenswerter Größe auf, an dem sich im Hochwinter mehr als 1000 Wasservögel konzentrierten. In der letzten Februardekade tauten die Gewässer wieder auf, wobei das Orkantief „Thomas“ am 23. des Monats diesen Prozess mit ergiebigen Regenfällen beschleunigte. Um der Wassermassen Herr zu werden, wurde die Leine im Polder 1 bei Salzderhelden schnell angestaut.Anders als im vorangegangenen milden Winter 2015/16 verharrten einige Kurzstreckenzieher dieses Mal in nennenswerter Zahl. Dazu später mehr. weiterlesen Der Vogelwinter 2016/17 in Süd-Niedersachsen: zeitweise kalt und meistens ruhig

Das Ascherberg-Wäldchen – von der Motorsäge wach geküsst

Urwaldähnliche Vegetation aus einem vielfältigen, durch einen enorm hohen Alt- und Totholzanteil gekennzeichneten Baumbestand, dichte Gebüsche und Efeudschungel, Heimat von bis zu 35 Brutvogelarten (darunter auch von in Göttingen seltenen wie der Waldohreule) mit knapp 100 Paaren auf ganzen dreieinhalb Hektar: Der Ascherberg, genauer seine östliche Hälfte nahe dem Kiessee, war ein wilder, verwunschener Ort, an dem sich die Natur in den letzten 50 Jahren ungestört entwickeln konnte. Ein paar Trampelpfade, die äußerst selten genutzt werden, durchziehen das aus einem Park entstandene Wäldchen. Von der herrschaftlichen Villa des früheren Besitzers stehen nur noch ein paar Fundamente und ein eisernes Tor. Kaum ein Spaziergänger in Göttingens meistbesuchtem Naherholungsgebiet verirrt weiterlesen Das Ascherberg-Wäldchen – von der Motorsäge wach geküsst

Späte Brutzeit und Wegzug 2016 in Süd-Niedersachsen: mal warm, mal kalt – Wetter halt

Das Wetter wies im Berichtszeitraum Juli – November einige Besonderheiten auf. Am 28. August fegte ein Sturm über den Göttinger Süden und sorgte am Kiessee für zahlreiche umgestürzte Bäume, vor allem alte Weiden. Der sehr warme September (fünf Grad wärmer als im Durchschnitt) glich mehr einem Sommermonat. Der Oktober war dagegen alles andere als golden und eher kühl. Der ungewöhnlich frühe Wintereinbruch in der ersten Novemberhälfte mit gebietsweise starken Schneefällen im Norden der Republik machte sich bei uns nur in abgeschwächter Form mit ein paar Frostnächten bemerkbar, in denen einige Kleingewässer, darunter auch Teile des Seeangers, schnell zufroren. Gleichwohl erreichten uns in diesem Zeitraum gefiederte Gäste auf der weiterlesen Späte Brutzeit und Wegzug 2016 in Süd-Niedersachsen: mal warm, mal kalt – Wetter halt

Der Waldkauz – Vogel des Jahres 2017 – in Süd-Niedersachsen

Die Wahl unserer häufigsten Eule durch den NABU soll die Familie der gefiederten Nachtgeister und den bevorzugten Lebensraum ihres Protagonisten Waldkauz (Strix aluco), altholzreiche Laub- und Laubmischwälder, in den Blick der Öffentlichkeit rücken. Über den Erfolg der Aktion wird man Ende kommenden Jahres vielleicht mehr erfahren. So viel lässt sich aber jetzt schon sagen: Zur weltweit gerühmten Lebensqualität unserer Geistesmetropole („extra Gottingam non est vita – si est vita, non est ita“) zählt sicher auch, dass Waldkäuze in der Peripherie ohne größeren Aufwand angetroffen werden können – in Revieren, die seit Jahrzehnten besetzt sind. Dazu später mehr. Verbreitung und Bestand Im aktuellen niedersächsischen Brutvogelatlas (Krüger et al. 2014) weiterlesen Der Waldkauz – Vogel des Jahres 2017 – in Süd-Niedersachsen